Soundessay von Ruth Fühner und Oliver Augst
„…daß das weiche Wasser in Bewegung
mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt“
Die Hoffnung auf den unwahrscheinlichen Triumph des Flüssigen über das Erstarrte – sie begleitete Bertolt Brecht sein Leben lang. Und mit ihr das Wasser: als Inbegriff von Wandel und Veränderbarkeit der Verhältnisse. Unaufhörlich fließt es durch sein Werk – in Gestalt von Flüssen und hoher See, als Element des Untergangs und der Rebellion, verschlingend und Leben spendend.
In ihrem Essay montiert Ruth Fühner unterschiedliche Texte zu einem fluiden Brecht-Portrait. Im Protagonisten der Erzählung „Vor der Sintflut“, der urzeitlichen Fisch-Echse Ichthyosaurus, spiegelt sich jener unverlässliche Brecht, der warnte: „In mir habt ihr einen, auf den könnt ihr nicht bauen“.
Die Brüchigkeit von Brechts Gewissheiten spiegelt die Musik, die Oliver Augst mit dem französischen Trio L’Impolie eigens für den Essay geschaffen hat. Improvisiert mit sich abnutzenden Dubplates, wandelt sich auch der Klang der Text- und Sound-Performance mit jeder einzelnen Aufführung.
Eintritt frei, Spenden vor Ort erbeten
ca. 1 Stunde, keine Pause
Das komplette Programm des f°lab-Festival findest du unter: https://flabfestival.com/
mit:
Ruth Fühner (Sprache, Gesang, Performance)
Oliver Augst (Sprache, Gesang, Musik)
Texten von Bertolt Brecht, Ruth Fühner
Liedern von Hanns Eisler, Kurt Weill, Wolf Biermann
Musik von Trio L’Impolie (Simona Castria, Saxophon / Benjamin Garson, erweiterte E-Gitarre / Julia Sinoimeri, Akkordeon), Augst/Carl/Korn (LP Duden)
Produktionsleitung: Nicole Horny
Grafik: Rahlwespietz Frankfurt
Videodokumentation: Sehstern Frankfurt
Fotografie: Alexander Paul Englert
Social Media: Marcel Daemgen
Es erscheint eine Publikation im Verlag Blablabor Edition Schweiz
Mit einem Textbeitrag von Jan Knopf
RUTH FÜHNER
Ruth Fühner schrieb ihre Oberstufen-Arbeit über Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“. Während ihres Germanistik-Studiums lernte sie die Musik von Hanns Eisler lieben, spielte sie im Akademischen Orchester und sang seine Lieder auf revolutionären LKW am 1. Mai. Nach Frankfurt kam sie 1982 in der Absicht, Brecht-Sängerin zu werden. Daraus wurde erst 2019 etwas mit ihrem Eintritt in den Akademischen Arbeiterliederchor. In diesem Rahmen wirkte sie 2023 mit in Oliver Augsts Produktion „O Endless is this misery“ am Frankfurter Mousonturm. Dazwischen liegen erfüllte Jahre als Autorin, Kritikerin und Moderatorin für den Hessischen Rundfunk.
OLIVER AUGST
Paris, Frankfurt
Musik-, Hörspiel- und Bühnenproduktionen, variable Ensembles und Kooperationen, internationale Konzerttätigkeit.
„Als Frankfurts herausragendster Künstler im experimentellen Grenzbereich von Musik, Hörspiel, Literatur und Entertainment verarbeitet Oliver Augst seit vielen Jahren seine Themen und Materialien zu Projekten, die sich aus unerwarteten historischen Perspektiven gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Fragen stellen, um diese mit kritisch-konfrontativen Dramaturgien und klanglich offensiven musikalischen Konzeptionen zu bearbeiten.“ (Matthias Pees, Berliner Festspiele)
„He is a musician that is crossing real boundaries. If you haven’t heard of him, it’s because he’s crossed a boundary that matters.“ (Downtown NYC)
http://de.wikipedia.org/wiki/Oliver_Augst
Trio L’Impolie
Simona CASTRIA, Saxophon
Benjamin GARSON, erweiterte E-Gitarre
Julia SINOIMERI, Akkordeon
Sie haben sich nach dem gleichnamigen Schmetterling, Idaea aversata, benannt. Gleichzeitig bedeutet l’Impolie auch „der/die Unhöfliche“. Das Trio besteht seit 2020. Sie haben eine Vorliebe für Improvisation und John Zorn, Clara Ianotta, Toshio Hosokawa.
Die Kombination der Klangfarben von L’Impolie ist ungewöhnlich und so kamen die MusikerInnen auf die Idee, Komponisten um neue Werke für ihr Trio zu bitten, z.B. Alexandre Singier. Der Gitarrist der Band, Benjamin Garson, komponiert ebenfalls für L’Impolie. In ihren Konzerten schlagen die drei einen Mittelweg zwischen Interpretation und Improvisation ein.
(Klangbeispiel: Radio France)